Ella Fitzgerald

Apr 25, 2017 at 15:23 1500

Eine Biografie zu ihrem hundertsten Geburtstag

Die Anfänge von Ella Fitzgerald

Genau vor einhundert Jahren, am 25. April 1917, wurde die grossartige Jazz-Swing-, Scat- und Balladensängerin und Improvisatorin Ella Fitzgerald geboren. Nach einer jahrzehntelangen Karriere mit unzähligen Erfolgen endete ihr Leben traurig. Bereits 1990 war sie so krank, dass Dee Dee Bridgewater sie am Montreux Jazz Festival vertreten musste, weshalb ich sie leider nie live gesehen habe. Als Folge ihrer langjährigen Diabetes wurden Ella 1993 beide Beine unterhalb der Knie amputiert. Nach langen Spitalaufenthalten ging sie 1996 zurück in ihr Haus in Beverly Hills, um ihre letzten Tage im Kreise ihrer Familie zu verbringen. Dort verstarb sie am 15. Juni 1996.

Laut dem Biografen Johannes Kunz (Amazon.de) nahm Ella Fitzgerald mehr Schallplatten auf als jede andere Jazzsängerin und gab in ihrem Leben mehr Konzerte als all ihre Kolleginnen. Ihre Stimme umfasste gewaltige drei Oktaven. Sie gewann insgesamt dreizehn Grammys, zwei davon bereits 1958 bei der allerersten Verleihung dieser bedeutenden Schallplattenpreise.

Ella Fitzgerald wurde in Newport News in Virginia geboren. Ellas Vater arbeitete bei der Eisenbahn, ihre Mutter war Wäscherin. Beide sollen musikalisch gewesen sein. Der Vater spielte Gitarre, die Mutter sang. Die Eltern trennten sich allerdings, als Ella noch ein Kleinkind war. Die Mutter zog mit Ella nach Yonkers im Bundesstaat New York. Dort hatte Mama mit einem portugiesischen Einwanderer ein Verhältnis und zeugte ein Kind: Ellas Halbschwester Frances Da Silva, zu der Ella bis zu ihrem frühen Tod 1966 ein enges Verhältnis hatte.

Ella tanzte gerne und nahm Klavierstunden. 1929, mit zwölf Jahren, war sie von Louis Armstrong begeistert, mit dem sie später zwei Alben aufnehmen sollte. Sie imitierte den Gesangsstil von Louis, insbesondere den Scat.  Der Gesang in den Kirchen der Schwarzen, der Gospel und der Blues beeinflussten sie anders als andere Sängerinnen kaum, sondern sie wurde übers Radio und die Schallplatte vor allem vom Jazz inspiriert.

Noch wollte Ella allerdings Tänzerin werden und übte unter anderem den Lindy Hop. Am 21. November 1934 wurde sie jedoch im Apollo Theater in Harlem vom Bandleader und Saxophonisten Benny Carter bei der Amateur Night entdeckt. Sie sollte eigentlich gegen die bekannten Edwards Sisters im Tanzen antreten. Ob der übermächtigen Konkurrenz soll sie sich kurzerhand entschlossen haben, anstatt zu tanzen, einfach zu singen. Das Benny Carter Orchestra begleitete die Amateur-Künstler an jenem Abend. Ella sagte später, sie habe versucht, wie Connee Boswell zu singen. Ihre klare Intonation und ihr Stimmvolumen begeisterten die Zuschauer und überzeugten Benny Carter, der sie laut Johannes Kunz unter seine Fittiche nahm und mit dem Bandleader Fletcher Henderson zusammen brachte. Das führte leider zu keinem Engagement, das Henderson den Ruf hatte, nur gutaussehende Menschen zu engagieren, und Ella nach eigener Aussage keine Schönheit war.

Am Harlem Opera House gewann die 18-jährige Ella danach die Tuesday Amateur Hour. Damit erhielt sie ihr erstes professionelles Engagement mit einer Gage von $50 pro Woche. Sie trat am Ende der Show mit dem Orchester von Myron „Tiny“ Bradshaw auf. Sie profitierte wie so viele Künstler von der „Harlem Renaissance“, welche nicht zuletzt den Musikern in diesem New Yorker Viertel viele Möglichkeiten bot.

Anfang 1935 traf Ella Fitzgerald erstmals den Bandleader und Schlagzeuger Chick Webb, der gerade auf der Suche nach einer Sängerin war, die neben dem Sänger Charles Linton auftreten sollte. Da Webb auf Grund ihres Aussehens und Auftretens skeptisch war, lud er sie ein, erst einmal bei einem Tanzabend an der Yale University zusammen mit seiner Band zu singen. Der Test überzeugte sowohl das Publikum wie auch die Bandmitglieder, weshalb Ella danach Teil des Chick Webb Orchestra wurde. Sally Webb, die weisse Ehefrau des Bandleaders, soll sich fortan um das gepflegte Auftreten von Ella gekümmert haben.

Als der Savoy Besitzer Moe Gale beschloss, Chick Webb und seine Band als Hauptattraktion fest anzustellen, ging es definitiv aufwärts, so Johannes Kunz. Live-Radioübertragungen aus dem Savoy waren populär. Plattenaufnahmen für Columbia und Okeh folgten unter der Betreuung durch John Hammond. Danach wechselte Chick Webb zu Decca.

Ellas erste Schallplatte wurde am 12. Juni 1935 im New Yorker Studio von Decca aufgenommen. Sie sang I’ll Chase The Blues Away von Ken Harrison und Edgar Sampson sowie Love And Kisses von Sonny Curtis. Bis 1955, also zwanzig Jahre lang, blieb Ella Decca treu. Ihren ersten grossen Hit, ihre erste Nummer 1 und der Sommerhit von 1938, A-Tisket, A-Tasket, nahm sie am 2. Mai 1938, nur wenige Tage nach ihrem 21. Geburtstag, auf. Sie hatte den auf einem Kinderreim basierenden Song selbst geschrieben, wobei das Arrangement von Al Feldman stammte, der später unter dem Namen Van Alexander mit Lena Horne, Sarah, Vaughan, Benny Goodman, Frank Sinatra und anderen noch weitere Erfolge feiern sollte.

Ihr Mentor, der bucklige, nur 1,30m grosse Chick Webb, galt als „König des Savoy“, weil er dort fast jede Schlacht zwischen den Bands zu gewinnen pflegte. Er verstarb allerdings bereits im Juni 1939 mit erst 34 Jahren an spinaler Tuberkulose. Zu seinen heutigen Verehrern gehört Charlie Watts von den Rolling Stones.

Nach dem Tod von Chick Webb sorgte der clevere Manager Joe Gale dafür, dass Ella Fitzgerald mit 22 Jahren „offiziell“ sein Orchester übernahm, das unter dem Namen Ella and Her Famous Orchestra bis 1942 weitermachte (bis 1939 im Savoy). In Wirklichkeit sang sie nur vor dem Orchester und mimte den Bandleader. In Wahrheit leitete zuerst der Trompeter Taft Jordan und danach der Tenorsaxophonist Teddy McRae das Orchester, wobei Edgar Sampson für die Arrangements sorgte. Allerdings war das Klima in der Band nicht mehr so gut, die sich zum Begleitorchester von Ella degradiert fühlte.

Neben ihrer Arbeit mit Chick Webb sang Ella Fitzgerald zudem an Konzerten und bei Plattenaufnahmen mit dem „King of Swing“, Benny Goodman und seinem Orchester. Dieser trat im Musentempel der Klassik, der Carnegie Hall, mit schwarzen Musikern in seiner Band auf und half so, Rassenschranken zu überwinden. Zudem hatte Ella gar noch Zeit für ihre eigene Band: Ella Fitzgerald and Her Savoy Eight.

Dies und noch fiel mehr (nämlich ihr ganzes Leben) ist zu finden im Buch von Johannes Kunz: Ella Fitzgerald und ihre Zeit. LangenMüller Verlag, 2016, 272 Seiten. Bestellen bei Amazon.de.

Johannes Kunz: Ella Fitzgerald und ihre Zeit. LangenMüller Verlag, 2016, 272 Seiten. Das Buch bestellen bei Amazon.de. Rechtsklick für grösseres Photo des Buchcovers. Diese Biografie ist eine leicht lesbare Einführung, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Dabei erhellt der Autor zugleich die Zeit, in der Ella lebte.

Dieser Artikel beruht stark auf der Biografie (Amazon.de) von Johannes Kunz (* 1947), der beim ORF tätig war, ehe er von 1973 bis 1980 Pressesprecher des österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky wurde, um danach wieder zum ORF zurückzukehren, wo er von 1986 bis 1994 Fernseh-Informationsintendant war. Danach gründete er die Vienna Entertainment Konzertgesellschaft, leitete von 1996 bis 2012 den Salzburger Jazz-Herbst, schrieb bzw. verlegte über 30 Bücher, etc.

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